Freitag, 18. Mai 2007

LIED DES UNTERGANGS

Schau nicht hinter all die Mauern, dort oben im Reich der tausend Stürme, wo der Wind um die Türme rauscht, Fledermäuse im Mondschein die Welt in Finsternis tauchen und das Sterben eine Erlösung ist. Ich habe Dich nicht gerufen, ich der König der Berge, um dir all mein Wissen anzuvertrauen! Ich bin nicht das Orakel und kenne keine Antworten, denn in meinem Geist Erwachen nur unzählige Fragen, gepeinigt mit der Gewissheit, dass es keine Antworten geben kann.

Schatten überall, als ich in der Nacht die Gänge entlang renne, mich erinnere, dass ich, wie Du nur ein Gefangener bin, zwischen diesen Steinen, wo die Wahrheit nur das Entsetzen ist. Das Schloss der trauernden Geister, es ist so fern und doch so nah, in Deinen Träumen, in deinem Gewissen, als der Wächter Dich sterben sah. Du warst ein Mensch, kein guter und kein schlechter, aber sie haben dich gejagt. Für Dein Wissen um die Mächte zwischen Himmel und Erde, wegen der Bücher, die in deiner Kammer überall auf dem Boden lagen, die Kerzen niedergebrannt, die Entdeckungen schauerlich und dennoch, Du wusstest es würde so kommen!

Nun habe ich Dich gerufen, zu mir, hier ins Schloss. Schau nicht hinter die Wände, hatte ich Dich gefleht und dennoch, Neugier brannte in Dir ein stetiges Feuer. Das Schloss, es hat Dich verschluckt, niemand erinnert sich an Dich. Damals, als Du auf dem Marktplatz gehangen wurdest, wussten sie nicht um Deine Besuche, hier in der dunklen Kammer, als Du mich gerufen hattest. Dämonen haben kein Gewissen, verzeih mir Menschenkind, ich brauchte Deine Seele, denn dieses Schloss, das Zentrum meiner Macht, ist aus tausend Seelen erbaut, am Ende der Welt, wacht es über den Untergang.

Hattest Du doch selbst dieses Schicksal gewählt! In der Bibliothek deiner kleinen Stadt das unheilige Manuskript, diese verbotenen Runen, hattest du entschlüsselt, Nacht für Nacht. Eine Karte hattest Du gezeichnet, dieses Schloss in deinen Träumen besucht und nun, alles ist verloren, denn aus Wissen wird meist nur der Hass geboren, die Gier nach mehr, das Flehen um die Erfüllung tausender Wünsche und nun, als Du den Tod willkommen heißt, ist er Dir verwehrt, du ruheloser Geist! Nun bist Du der Wächter dieser schwarzen Tore, der Zugang zu meiner Macht, ich der Dämon, Du das Menschenkind, umgebracht!

Als Du aus den Bergen wieder zurückkamst, rannten sie aus den Häusern. Die Fackeln loderten sobald auf dich nieder, man brach Dir die Glieder, schimpfte Dich einen Hexer. Wegen Dir, so behaupteten sie, starben ihre Kinder. Du weißt alle Antworten, klagten sie und dennoch, niemand weiß, was er nicht wissen sollte! In den Büchern finden sich nur mickrige Fantasien von meinem Reich, diese Welt, die bald über die Menschheit niederfällt.

Und doch, jetzt in deiner Kammer mit den Spiegeln sehe ich Dich liegen und wundere mich, was Du bist. Ich wache über Dich, denn dein Wissen ist ein Flame im Wind. Ich weiß um Deine Macht, hab ich Dich doch genährt. Bald werde ich Dich zurückschicken. Sie werden Dich nicht erkennen. Aber es wird einen Namen für Dich geben, Luzifer, der Verführer, der Händler mit dem Tod. Ich habe viele Aufgaben für Dich, Deine einstige Welt ist bedroht. Es ist der Alte Kampf zwischen Gut und Böse. Dieses Mal jedoch, bist Du zwischen drin und es hat keinen Sinn sich zu wehren. Du wolltest die Macht, weil jemand dir deine Liebe nahm. War es doch ich, der dich rief, insgeheim.

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