Freitag, 18. Mai 2007

AUS DEM SCHLOSS DER EWIGKEIT

In Gedenken an H. P. Lovecraft


Stille, dort in der Einsamkeit des zaghaften Herzens, hinter tausend Mauern, in einer Welt, so tief verborgen! Dort höre ich die Tränen, wie sie auf den kalten Boden tropfen. Ich höre das Schluchzen, spüre die Trauer, wie eine Welle der Unendlichkeit, wie ein Klammergriff der Dunkelheit, die dieses einsame Schloss erfüllt.

Die Schlüssel zu den tausend Toren kannst nur Du öffnen, unheiliger Geist! Gib mir die Kraft! In einem Schloss der Dunkelheit, mit kalten Mauern, wo tausend Menschen trauern, Wesen wie Du und ich, alle sind verloren, liege ich. Hoffnung, die Sonne der Optimisten, ist schon lang nicht mehr am Horizont zu sehen. Nur Dunkelheit, ein ewiges Meer aus Schwarz, das sich mit dem grau des Schlosses der Ewigkeit verwebt in einen Traum, aus dem es kein Erwachen gibt.

Der Zeit der Trauer folgt das ewige Wandern, entlang der Gänge, zwischen Schatten und dunklen Gestalten. Ich sehe Geister aus dem Leben, dass ich verlor. Ich schwimme in Erinnerungen, in einem Meer aus Eis, in dem ich vor langem erfror. Ich hab nicht verstanden, was das Leben bringt, wenn nicht Trauer, in all seinen Formen.

Alles geschah an einem Tag, an dem ich zu meiner letzten Reisen mich aufmachte. Das Ziel war mir unbekannt, aber wir wandern durch unser Leben, ohne wirklich zu wissen, hinter welcher Kurve das Ende lauert. In meinem jämmerlichen Fall, was es der Schritt zu viel, als ich zwischen dem Hier und Jetzt, einfach in die Dunkelheit hinab fiel. Es war ein Haus mit vielen Spiegeln gewesen. Das Glas warf eine jämmerliche Gestalt zurück, ganz Haut und Skelett, dürr und verloren. Das war ich! Nach meiner Jagd, durch den Wald der Grausamkeiten, durch ein Leben voll Regen und Schatten.

Mein Gedächtnis macht tausend Sprünge, als ich mich aus der dunklen Tiefe erhebe. Ich erwache, Geist der vergessenen Zeit, als irgendwo in dieser Welt, das Neugeborene schreit. Der neue Herrscher über das das Schloss der Ewigkeit, der Kraft und Trauer in sich vereint. Ich bin das Nichts, der Geist der Verlorenen Seelen, ich werde kommen, wenn sie dich pfählen. Ketzer, Hexe oder Hexer, sie wissen es alle besser! Dämonen in einer Welt voller Technik und Wissenschaft, aber dennoch, niemand gibt zu, was in der Nacht sich erhebt, ist der Dämon, der dunkle Gott, dessen Herrschaft niemals zu Ende geht!

Doch die Macht ist tausendmal stärker, als all die Mathematik, als Biologie oder anderes Wissenssgeschick. Sie können es nicht begreifen, mit ihren gelehrigen Gehirnen, mögen sie noch ewig suchen, in den Himmelsgestirnen! Nach einer Antwort auf Leben und Tod, während die Dunkelheit die Welt zu verschlingen droht.

In dem Haus mit den Spiegeln, sah ich die Wahrheit, klar und blutig. Sah die Kriege, in einem Augenblick, war die zZit ein schnelles Banner im Wind. Sah Menschen sterben, egal ob Frau oder Kind. Sah das Wissen sich vermehren, das zu neuer blutiger Wut, den Menschen gereicht, um sich zu vernichten, während der Wahnsinn in ihren Köpfen niemals ruht.

Doch das heilige Kind, der Advokat des Untergangs, sie sehen es nicht. Sie hören es nicht schreien, während die Mutter in Qualen stirbt, denn es ist nicht von dieser Welt! Es kommt von den dunklen Schwefelhöhlen!

Ich war einer von ihnen! Ich war ein Gläubiger des Glaubens der Unvernunft, der Gelehrten Köpfe, suchte nach den Antworten, aus Büchern mit vergilbten Seiten. Ich lass die Unaussprechlichen Kulte von Junzt, versank in der unendlichen Wissensfülle des Necronomicons und begann die letzten Schritte zu wagen, die dich zum Wahnsinn hinüber tragen!

In Salem schimpft man sie Hexen, in anderen Ländern jauchzt man den Namen des Alten mit einem Lechzen nach Dunkelheit. Sie wollen, dass man diese Welt befreit!

In der Stadt unterm Meer schläft Er, dort wird Ihn das Kind befreien, dort werden die Sterne leuchten, in einem glimmenden Dreieck. Lasst Ihn erwachen! Cthulhu, den Dämon der tausend Träume, den Herrscher dieser Welt!

Ich fand das Haus mit den Spiegeln, wie im Buch beschrieben. Tage, Wochen, ja Monate brauchte ich für die Reise. Mein Geist ein fiebriges Wesen, wo die Zeilen der vielen Bücher zu dunklen Stimmen sich verrannen, von dunklen Riten, blutbefleckt, durch Geheimnisse ins sagenhafte verdrängt. Schließlich stand ich im Raum der Wahrheit, sah im Spiegel die Macht des Gottes, rief seinen Namen. Cthulhu! Erwache! Das Kind wird dich retten, wird die Tore der cyklopischen Stadt im tiefen Meer endlich öffnen!

Heute Nacht im Schloss der Ewigkeit erwacht das Kind, singt es Dein Lied! Ich stehe an der Krippe und lächle, ich weiß, Deine Zeit ist nahe, mächtiger Cthulhu! In dem Städtchen Innsmouth tanzen sie die Tänze, im Busch ebenso! Es ist Zeit. Deine Zeit der Herrschaft ist reif! Die Sterne am Himmel haben die sagenumwobene Position erreicht!

Als die Stimme über das Meer getragen wird, aus dem einzigen Fenster im höchsten Turm des Schlosses, erzittert die Erde, erwacht der Planet. Das Donnern grollt durch unsere Körper, eine Welle von unsagbarem Wahnsinn ebbt über die Welt. In den Ländern, wo Frieden herrschte, werden die Menschen die Wissenschaftler foltern, werden sie in ihre Gesichter spucken, währen sie deinen Namen rufen! CTHULHU!

Die Festen des Schlosses beben, als sich mit Dir die tausend anderen Geister erheben. Dein Antlitz, die Entsetzlichkeit, verdeckt die Sonne, während Dir Stürme folgen, die das Land überrollen. In den Winden schwebt Dein Name, Riten beginnen im Schatten Deiner Mächtigkeit, während das Kind ewig weint. Weint, und die Menschheit schreit!

Ich bin nun Dein, ein ruheloser Geist. Dies sind meine letzten Worte, die von den verrinnenden Stunden der Menschheit sprechen. Cthulhu ist erwacht, der Packt hat sich erfüllt und die Welt in Dunkelheit gehüllt. Das letzte Kapitel des Necronomicons wird geschrieben.

Ich versinke wieder in der Dunkelheit, zwischen den Mauern des Schlosses der Ewigkeit, wo das Kind noch immer weint.

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